Opa Nörgel geht am Freitag zu Bruno Jonas ins Kabarett. Die Karte hat er von Oma Nagute bekommen, als er mal wieder nach dem Zeitunglesen stundenlang über Politik gewettert hat. Zuerst habe ich ja gedacht, Oma Nagute wollte nur mal einen Abend lang ihre Ruhe haben. Ich hab’ sie dann aber gefragt, was das eigentlich ist: Kabarett. Und jetzt glaube ich, dass es dem Opa gefallen wird.
„Du erzählst mir doch so gerne die neuen Witze, die du von deinen Schulkameraden gehört hast“, hat die Oma gesagt. Sie meint, auch einem Kabarettisten geht es darum, Menschen zum Lachen zu bringen. „Er steht auf der Bühne und erzählt Witze wie ein Komiker. Aber ein Kabarettist will die Leute auch zum Nachdenken bringen.“
Genau wie Opa Nörgel ärgere sich ein Kabarettist über Politik oder Entwicklungen in der Gesellschaft. Und wie Opa Nörgel vor sich hin brummelt, so mache auch ein Kabarettist seinem Ärger Luft – und das gehe am besten durch Spott. „Erinnerst du dich noch an dein letztes Diktat?“, hat Oma Nagute gesagt. „Die Ermahnung deines Lehrer, dass man ,Sattiere’ nur mit einem t und ohne e schreibt, hat dich nicht so getroffen wie der Ruf deines Banknachbars in die Klasse: ,Hö, Nils denkt wieder nur ans Essen!’“ Das stimmt, das ärgert mich heute noch. Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass die Oma sich trotzdem auf den freien Abend freut.