Nils berichtet: Zeidlerbeute im Wald

Neulich habe ich im Dudenhofener Wald einen dicken Baumstamm entdeckt. Der ist ungefähr drei Meter hoch und sieht lecker aus. Da habe ich gleich reingebissen in das Holz, wie wir Biber es gerne machen. Doch dann flog eine Menge Bienen aus einem Loch etwas weiter oben im Stamm heraus. Als sie mich sahen, hielten die Bienen schnurstracks auf mich zu. Da rannte ich schnell weg. Ich wollte ja nicht gestochen werden. Ich habe dann meinem Opa Nörgel davon erzählt. „Das muss eine Zeidlerbeute sein! Ich wusste gar nicht, dass es so etwas noch gibt“, erklärte er mir.

„Eine Zeidlerbeute?“ meinte ich. „Ja, bis ins 19. Jahrhundert hinein schlugen bestimmte Menschen, die Zeidler, Löcher in Baumstämme und verschlossen sie mit einem Brett – bis auf ein kleines Loch. Wenn dann Bienen in die Höhle eingezogen waren, holten die Zeidler, also die Honigsammler, den Honig aus ihren Waben. Das mögen die Insekten natürlich nicht. Deshalb greifen sie jeden an, der an ihrer Wohnung klopft“, sagte Nörgel. Heute erbeuten die Bienenhalter den Honig nicht mehr auf diese Art, weiß mein Opa. Sie entnehmen nur einen Teil davon aus rechteckigen Holzkästen, in denen die Insekten nun leben. Dem Bienenvolk schadet das nicht und es greift den Imker auch nicht an. Die Zeidlerbeute im Dudenhofener Wald gehört dem Imkerverein Speyer. Honig wollen die Imker erstmal keinen ernten. Und falls später doch einmal, dann nur ein bisschen, hat mir ein Imker gesagt.