Karla ist gestern gestorben. Sie ist vertrocknet und ich werde sie so vermissen, meine geliebte Schnecke. Wir haben unser Haustier in einem Tümpel neben der Biberburg begraben. Vielleicht hast du auch schon einmal einen guten Tierfreund verloren? Hast du ihm als Andenken ein Gedicht geschrieben? Nein?
Es gibt aber einen Star, der 1787 in Wien begraben wurde, und dem der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart bei der Trauerfeier ein paar Zeilen widmete: „Hier ruht ein lieber Narr / Ein Vogel Staar / Noch in den besten Jahren / Mußt er erfahren / Des Todes bittern Schmerz“. Die Rechtschreibung lässt etwas zu wünschen übrig. Das liegt daran, dass man früher die Wörter noch anders buchstabierte, also zum Beispiel „Staar“ statt „Star“. Für 34 Kreuzer – so hießen die Münzen damals – hat Mozart das Tier gekauft und gestaunt: Der Star konnte bald eine Melodie in dem Klavierkonzert Nr. 17 in G-Dur nachpfeifen, das sich der Komponist zu dieser Zeit ausdachte.
Wissenschaftler haben sich ein anderes Werk von Mozart genauer angeschaut, den „Musikalischen Spaß“, der seltsam zusammengestückelt wirkt und abrupt endet. Lange dachte man, dass sich Mozart über andere Musiker damit lustig machen wollte. Die Wissenschaftler glauben nun aber, den Gesang des Stars darin zu erkennen. Denn der Vogel schnappt schnell alle möglichen Töne, Geräusche und Melodien auf und reiht sie wild aneinander, wenn er singt. Vielleicht, so meinen sie, hat Mozart seinem Haustier damit einen musikalischen Abschiedsgruß komponiert – ein „Requiem für einen Star“.