Nils fragt: Wie kam die Kastanie zu uns?

Im Herbst bin ich oft mit meinen Kumpels in den Wäldern unterwegs und wir sammeln Keschde, um sie dann zu mampfen. Für uns sind die Kastanien ein leckerer Snack für zwischendurch, für euch Menschen waren die Esskastanien aber sogar mal überlebenswichtig. Wusstest ihr, dass die Esskastanien vom frühen Mittelalter bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts – also knapp 1400 Jahre lang – das Hauptnahrungsmittel der Landbevölkerung in den Bergregionen Südeuropas waren? Dort, wo kein Getreide angebaut werden konnte, wurden sie zum Brot der Armen.

Seit der Antike wurde die Esskastanie im ganzen Mittelmeerraum angebaut. Schon die alten Griechen ließen sich das süße und nahrhafte Früchtchen gerne als Brot oder Suppe schmecken. Die Römer brachten die Esskastanie dann auch in den Norden. Das Römische Reich reichte damals nämlich bis ins heutige Großbritannien. Und so wurde die Esskastanie auch in der Pfalz heimisch. In unserem milden Klima fühlte sie sich gleich wohl. Die römischen Soldaten, die Legionäre, mussten schließlich unterwegs mit etwas versorgt werden, das sie bei Kräften hielt. Dafür eignete sich die Esskastanie bestens. Nicht nur die Früchte selbst wanderten in den Mund, auch Rinden, Blüten und Blätter nutzten die Römer – als Medizin. Und das Holz? Ihr wisst ja, dass man in der Pfalz gerne Wein trinkt. Früher hat man das Kastanienholz im Weinberg genutzt – als Pfähle für die Reben. Heute nimmt man stattdessen Beton-, Kunststoff- oder Metallpfähle. Dafür ist die Keschde für so viele andere Sachen gefragt. Ich hab sie am liebsten zum Schmausen und darunter Spazieren.