Nils erklärt: Kaninchen ähneln Hasen gar nicht so sehr

„Auf keinen Fall!“, hat Oma Nagute gesagt, als ich ihr vorschlug, dass wir ein Langohr aus Nachbars Stall ausleihen, ihm einen Korb mit Eiern umschnallen und meiner kleinen Schwester Nessy erzählen, das wäre der Osterhase. „Das sind Kaninchen, keine Hasen“, rief meine Oma mit erhobenem Zeigefinger – und dann erklärte sie mir, dass es da riesige Unterschiede gibt.

Zwar haben beide Tierarten lange Ohren und einen Puschelschwanz, da hören die Ähnlichkeiten aber bereits auf. Die Unterschiede fangen damit an, dass Hasen viel größer sind als Kaninchen. Deutsche Feldhasen können mehr als 60 Zentimeter lang werden und um die sechs Kilogramm auf die Waage bringen, während Wildkaninchen nur bis zu 45 Zentimeter messen und um die zwei Kilogramm wiegen.

Außerdem sind die Ohren von Feldhasen im Verhältnis zum Kopf viel länger und sie haben auch lange Beine, mit denen sie hervorragend sprinten können. Auf der Flucht wird der einzelgängerische Hase bis zu 70 Stundenkilometer schnell und schlägt Haken, um Verfolger abzuschütteln. Das gesellige Kaninchen hingegen wohnt in selbst gebuddelten Gängen und Höhlen unter der Erde und flüchtet dort hinein, wenn etwas nicht stimmt.

In den schützenden Höhlen werden auch die Kaninchen-Babys geboren, die anfangs blind und nackt sind. Sie brauchen drei Wochen, um richtig auf die Beine zu kommen. Nesthocker nennt man das. Hasenbabys hingegen sind Nestflüchter: Sie werden mit offenen Augen in der sogenannten Sasse – einer Erdkuhle unter freiem Himmel – geboren und können quasi sofort loshoppeln.

Außerdem sind Hasen Wildtiere, die in einem Käfig nichts zu suchen haben, während die Wildkaninchen schon zu Zeiten der Alten Römer von Menschen gefangen und gezüchtet wurden. Heute gibt es Hauskaninchen, die Menschen viel Freude bereiten – und die auch auf vielen Osterbildern zu sehen sind. Dabei ist das eigentlich falsch, denn es heißt ja Osterhase und nicht Osterkaninchen. Warum das so ist? Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass Körbe mit Eiern gar nicht so leicht sind und es dafür einen starken Hasenrücken braucht?